Das Interbankenentgelt (Interchange Fee) wird an die Bank des Karteninhabers gezahlt. Die Netzwerkgebühren decken die Kosten des Kartennetzwerks (zum Beispiel Visa und Mastercard). Der Zahlungsanbieter erhebt schließlich einen Aufschlag als Gebühr für seine Dienstleistungen.
Interchange-Gebühren: Definition, Auswirkungen und regulatorische Vorgaben bei Kartenzahlungen
Viele Variablen beeinflussen Höhe und Zusammensetzung der Interbankenentgelte bei einer Kartentransaktion
Händler, Gastonomen, Dienstleister und andere Gewerbetreibende haben es längst verstanden: Kreditkarten oder Debitkarten stehen bei Verbrauchern hoch im Kurs und erfreuen sich steigender Beliebtheit. Als Bargeldersatz im stationären Geschäft und als nahezu unverzichtbares Zahlungsmittel beim Online-Shopping sind die Karten von Visa, Mastercard, American Express und anderen Anbietern inzwischen zu einer festen Größe geworden. Sie gehören also in den Payment-Mix eines jeden Unternehmens.
Während das Bezahlen mit diesen Karten mittlerweile dank Kontaktlos-Zahlung und Smartphones sehr einfach ist, stecken hinter jeder Transaktion hochkomplexe Prozesse, an die höchste Anforderungen gestellt werden. Denn völlig zu Recht erwarten sowohl Händler als auch Karteninhaber, dass die Nutzung einer Karte schnell, sicher und reibungslos funktioniert. Das wiederum erfordert den Aufbau, den Betrieb und die ständige Weiterentwicklung einer modernen Infrastruktur. All das bedarf laufender Investitionen. Die an einer Kreditkartenzahlung beteiligen Banken und Kreditkartennetzwerke erheben dafür vom Händler Transaktionsgebühren. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Gebühren ist das so genannte Interchange.
In diesem Ratgeber sorgen wir für Transparenz und erklären, welche Bedeutung die Interchange Fee hat und was es genau mit den Interchange-Gebühren auf sich hat.
Was sind Interchange-Gebühren?
Interchange-Gebühren sind Gebühren, die zwischen Banken bei der Abwicklung von Kartenzahlungen mit Kreditkarten und Debitkarten erhoben werden. Diese Gebühren werden in der Regel von der Händlerbank (sogenannte Acquiring-Bank) an die Bank des Karteninhabers (sogenannte Issuing-Bank) gezahlt. Sie stellen eine wesentliche Komponente der Gesamtkosten für die Verarbeitung von Kartentransaktionen dar und bestehen aus drei zentralen Komponenten.
Wer legt die Höhe der Interchange-Gebühren fest?
Die Höhe der Interchange-Gebühren hängt von verschiedenen Transaktionsmerkmalen ab und wird in der Regel von den Kartennetzwerken (wie Visa und Mastercard oder American Express) definiert. Aber wie wird der Interchange berechnet? Um die Gebühren zu berechnen, ziehen die Netzwerke komplexe Modelle heran, denen verschiedene Faktoren zugrunde liegen.
Erstens spielt die Art der Transaktionen eine Rolle bei der Höhe der Gebühren. Diese variieren je nachdem, ob eine Kartenzahlung im stationären Geschäft (Card Present Transaktionen oder auch Face to Face Transaktionen) oder bei Online-Zahlungen (Card not Present Transaktionen) getätigt wurde. Auch der Einsatz einer ausländischen Kreditkarte kann die Interchange-Gebühr beeinflussen.
Zweitens ist der bei einer Kartenzahlung eingesetzte Kartentyp ein wichtiger Faktor. Abhängig davon, ob es sich um Debitkarten, Kreditkarten oder Premiumkarten mit Zusatzleistungen handelt, variiert die Interchange-Gebühr.
Und drittens unterscheidet sie sich nach bestimmten Händlergruppen. Jedem Händler, der Kredit- oder Debitkarten akzeptiert, wird ein so genannter Merchant Category Code (MCC) zugeordnet. Das ist ein vierstelliger Zahlencode, mit denen Unternehmen basierend auf den angebotenen Waren oder Services in einzelne Branchenkategorien eingeteilt werden, zum Beispiel Supermärkte, Reiseanbieter, E-Commerce, Gastronomen und viele mehr.
Wie hoch ist die Interchange Fee?
Aus der Vielzahl der gerade beschriebenen Einflussfaktoren wird schon deutlich, dass es keine einheitliche Gebühr für das Interchange gibt. Vielmehr bestehen unterschiedliche Gebührensätze je nach Art der Karte, Transaktionen, beteiligten Banken und vieles mehr. Außerdem variieren diese Gebührenmodelle je nach Markt, Region und Geschäftsart.
Kartennetzwerke passen sie regelmäßig an, um den Wettbewerb, wirtschaftliche Bedingungen und Marktanforderungen zu berücksichtigen. In einigen Fällen können Händler und Zahlungsdienstleister (Acquirer) die Gebühren durch Verhandlungen mit den Issuing-Banken und Netzwerken beeinflussen, insbesondere wenn sie ein hohes Transaktionsvolumen generieren. Bei kleineren Händlern sind die Interchange-Gebühren jedoch oft standardisiert.
Gibt es Begrenzungen für die Interchange-Gebühren?
Auch wenn die großen Kartennetzwerke wie oben beschrieben die Höhe der Interchange-Gebühren selbst definieren, so können sie das nicht beliebig tun. In vielen Regionen weltweit geben nämlich Regulierungsbehörden Höchstgrenzen vor, die die Gebühren für Kartentransaktionen nicht überschreiten dürfen. Das soll Händlern eine gewisse Planbarkeit ihrer Kosten sichern und Verbraucher vor hohen Preisen schützen.
Innerhalb der Europäischen Union dürfen die Kartenherausgeber seit Dezember 2015 maximal 0,2 % des Transaktionsbetrags für den Einsatz einer Debitkarte und höchstens 0,3 % des Transaktionswerts für Kreditkarten als Interchange-Gebühr erheben. Diese Regelungen gelten für in der EU ausgegebene Karten und Transaktionen innerhalb der EU.
Auch zahlreiche andere Länder weltweit haben regulatorische Beschränkungen eingeführt, um die Gebühren für Händler und Verbraucher zu senken.
Was ist Interchange ++?
Das klassische Interchange-Modell fasst alle einzelnen Bestandteile der Gebühr in einer Summe zusammen. Für Händler ist dies einfach und vorhersehbar, da sie immer denselben Prozentsatz oder festen Betrag pro Transaktion zahlen, unabhängig von etwaigen spezifischen Gebühren der Bank oder des Kartennetzwerks. Im Gegensatz dazu schlüsselt das Modell Interchange ++ einzeln auf, welcher Anteil der Gesamtsumme an Gebühren auf die tatsächlichen Interbankenentgelte und welche auf die Aufschläge für den Acquirer und für das Kartennetzwerk entfallen. Beim Interchange++-Modell sehen Händler also die Kosten der einzelnen Komponenten, die für jede Transaktion anfallen, und können die Gebührenstruktur besser nachvollziehen.
Aber wann sollten Unternehmen welches Modell wählen? Diese Frage ist wie so häufig nicht eindeutig zu beantworten, da sie von unterschiedlichen Faktoren abhängt. Vereinfacht aber lässt sich sagen, dass das Interchange-Modell passend für Händler ist, die eine einfache und planbare Kostenstruktur bevorzugen. Das Interchange++-Modell hingegen ist für größere Organisationen interessant, die die Transparenz in der Gebührenstruktur dazu nutzen können, die Gesamtkosten besser zu steuern. Das eignet sich insbesondere für Firmen, die hohe Transaktionsvolumina haben oder einen hohen Anteil an internationalem Geschäft abwickeln.
Wie wirken sich Interchange-Gebühren auf Verbraucher aus?
Unmittelbar haben die Interbankenentgelte, die Unternehmen für die Akzeptanz von Kredit- und Debitkarten entrichten, keine Auswirkungen auf die Kunden. So werden entsprechende Gebühren bei bargeldlosen Zahlungen nicht direkt und explizit an die Verbraucher weitergegeben.
Mittelbar allerdings machen sich die Gebühren auf die ein oder andere Weise doch bemerkbar. So werden Händler die Kosten, die ihnen im Zusammenhang mit Kartentransaktionen entstehen, in den Endpreis ihrer Produkte einkalkulieren. Außerdem kann es vereinzelt immer noch zu einem eingeschränkten Angebot für Kartenzahlungen kommen, da Händler die anfallenden Kartenbearbeitungsgebühren vermeiden wollen. So finden sich gelegentlich noch Hinweise an Ladenkassen, dass eine Zahlung mit Karte erst ab einem Betrag von 10 Euro möglich sei.
Zusammenfassung: Warum gibt es Interchange-Gebühren?
Interchange-Gebühren spielen weltweit eine zentrale Rolle für die Finanzierung und Aufrechterhaltung des Kartenzahlungssystems. Sie dienen dazu, die Kosten zu decken, die bei der Bereitstellung einer sicheren, effizienten und global funktionierenden Infrastruktur entstehen. Diese Infrastruktur umfasst unter anderem die Entwicklung und den Betrieb von Netzwerken, die Authentifizierung von Transaktionen, den Schutz vor Betrug sowie die Verarbeitung und Abrechnung von Zahlungen. Ohne diese Gebühren könnten Banken und Zahlungsnetzwerke die hohen technischen und organisatorischen Anforderungen nicht erfüllen, die mit dem Betrieb moderner Kartenzahlungssysteme verbunden sind.
Kurz gesagt, Interchange-Gebühren sind ein zentraler Mechanismus, der ein modernes und weltweit funktionsfähiges Zahlungsökosystem ermöglicht. Und das bietet sowohl Händlern als auch Verbrauchern erhebliche Vorteile.